Bau-Guckloch Teil 3

Bau-Guckloch Teil 3

Tiefe Einblicke in die laufenden Arbeiten am schiefen Mannenhaus

02.04.2022 | Eine halbe Maurerkelle mit Kalkmörtel, ein gekonnter Griff und der letzte Ziegelstein sitzt und passt. Franz-Josef Kestermann, Maurer mit Leidenschaft für seine Arbeit, betrachtet zufrieden sein Werk: Mit dem Schlussstein ist der Stützbogen über dem Eingang des Mannenhauses gesetzt. Und damit sind die Mauerarbeiten an der hofseitigen Fassade vollendet.

In lockerer Reihenfolge berichtet unsere Serie aus unterschiedlichen Perspektiven, was das Schloss uns allen schenkt, zum Beispiel als außergewöhnlicher Denkmal-Ort, als Kultur- und Lern-Ort oder als Erholungs-, Picknick- und Café-Ort. Jeweilige Blicke durch das „Bau-Guckloch“ nehmen die Leser:innen mit auf eine Reise durch die alte und neue Baugeschichte des Mannenhauses.

Seit sechs Monaten ist der Schlosshof nicht nur Baustelle, sondern gewissermaßen Baulabor und Operationssaal zugleich. Der einst „schwerkranke Patient Mannenhaus“ erlebte eine „Operation am offenen Herzen“ und ist auf dem Weg der guten Besserung.

Dass es sich um keine Routinearbeit handelt, wird beim Blick aufs Mauerwerk schnell klar. Auch für den erfahrenen Maurer Kestermann ist dies eine außergewöhnliche Baustelle. Voller Begeisterung und mit einem Lächeln auf den Lippen erzählt er: „Die Herausforderung macht richtig Spaß, auch wenn es knifflig wird. Wir müssen eine Anbindung ans alte Mauerwerk herstellen, damit alles miteinander verzahnt und stabil steht.“ Seit Oktober bringen er und sein Mitarbeiter die Fenstergewände des schiefen Mannenhause wieder ins Lot. Und das ist schon eine Aufgabe – denn die Fensteröffnungen sind in drei Richtungen stark verformt. Eine Wasserwaage würde hier nicht helfen. „Hier kann ich nicht einfach drauflosmauern. Ich versuche zwischen zwei Punkten zu vermitteln.“ Kestermanns Arbeit erinnert an ein Puzzle. Damit die Ziegelsteine nicht einzeln zugeschnitten werden müssen, werden sie in verschiedenen Stärken geliefert. Und dennoch müssen viele von Hand angepasst werden. Ganz nach altem Handwerk werden sie nach horizontal und vertikal gespannten Schnüren ausgerichtet.

Erfahrungen in jeder Hinsicht sind an dem Gebäude gefragt, denn jeder, der Hand anlegt, hat darauf zu achten, dass die beim Ausbau defekter Mauerflächen entstehenden, teils quadratmetergroßen Öffnungen sicher abgestützt werden und das historische Mauerwerkgefüge stabil gehalten wird.

Bernd Lieneweg aus Senden ist ein häufiger Besucher am Schloss. Ihn überzeugte bei einer Führung, wie umsichtig die Maurer dieses Bauwerk behandeln: „Die Arbeit ist faszinierend. Es ist ein Kompromiss zwischen dem Geraden und dem Schiefen.“ Damit bringt Lieneweg es auf den Punkt: Die Fenster, Böden und Decken müssen gerade ausgerichtet werden, damit Leben ins Mannenhaus einziehen kann. Die prägnante Schiefstellung des Hauses bleibt jedoch bestehen.

 

 

 

 

Bernd Lieneweg hat gleich ein zweites Mal fürs Mannenhaus gespendet – aus Überzeugung und Begeisterung für das gekonnte Handwerk. 

 

Helfen auch Sie mit Ihrer Spende für Ziegelsteine oder für ein Fenster, das Mannenhaus für uns alle weiter voranzubringen.

Und so wird es uns nicht nur in seiner zukünftigen Nutzung als innovative Textil-Werkstatt und offenes Café-Haus eine Verbindung zwischen Tradition und Modernität bescheren, sondern ebenso in seinem nachhaltig wiederhergestellten Gebäude selbst.

Spendenkonto: Schloss Senden e.V.
IBAN DE64 4015 4530 0038 2078 82
Stichwort: Mannenhaus

Fotos: Firma Paetzke, Schloss Senden e.V.