Schloss Senden – ein Denkmal in Transformation

Schloss Senden ist ein Denkmal in stetigem Wandel. Das betrifft nicht nur seine über 500 Jahre währende, wechselhafte Bau- und Nutzungsgeschichte, sondern auch die jüngste Gegenwart, die vom Prozess der Sanierung geprägt ist.

Was in den letzten fünf Jahren bereits alles erreicht werden konnte, wird am besten im direkten Vorher-Nachher-Vergleich sichtbar. Schauen Sie sich die frappierenden Fortschritte an, indem Sie den Schieberegler auf den Bildern nach links oder rechts bewegen.

 

Im Jahr 2015 konnte der neu gegründete gemeinnützige Trägerverein Schloss Senden e.V. das denkmalgeschützte Wasserschloss in Senden (Westfalen) übernehmen und setzt sich seitdem erfolgreich für seine Sanierung und Restaurierung ein. Mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und weiteren starken Partnern wie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Land Nordrhein-Westfalen, der Gemeinde Senden und nicht zuletzt zahlreichen privaten Spenderinnen und Spendern konnten in den vergangenen fünf Jahren weithin sichtbare Fortschritte erzielt werden. Wir hoffen, dass wir in den kommenden Jahren genauso erfolgreich weitermachen können.

Eine der vordringlichsten Maßnahmen wurde 2018 umgesetzt: Das Mannenhaus, das in die Gräfte abzusinken drohte, konnte durch ein aufwändiges Spezialverfahren stabilisiert werden. Dazu wurden Kernbohrungen durch das abgängige, zum Teil aus Tannenholz bestehende Fundament unternommen, in die anschließend mit Hochdruck ein Beton-Wasser-Gemisch gepumpt wurde. Auf den sich dadurch ausbildenden, bis zu elf Meter tiefen Bohrpfählen ruht das Mannenhaus seitdem stabil auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der sogenannte Rombergtrakt wurde 1899 als zweites Herrenhaus in der südöstlichen Ecke der Schlossinsel errichtet. Nach ersten Notsicherungen im Dachbereich gelang es 2019, die gesamte Ziegelfassade samt den typisch münsterländischen Sandsteingewänden der Fenster sowie das komplette Dach zu sanieren.

Als besonderes Sahnehäubchen wurde die fehlende Spitze des Südturms ergänzt, die 1944 von einem notlandenden Flugzeug gestreift worden war. Dank einer gelungenen Spendenaktion konnten wir im April 2019 das bis dahin unvollständige Erscheinungsbild des Turmes komplettieren. Die neue Spitze orientiert sich in ihrer Formgebung streng am historischen Original, ist dabei aber in filigraner Stahlbauweise ausgeführt. Insgesamt wiegt sie 850 Kilogramm und misst in der Länge über 11 Meter.

 

Der Balkon über der Gräfte ist ein architektonisches Kleinod, das Besucher beim Betreten stets aufs Neue begeistert. Die Baluster aus Wrexener Sandstein wurden zu etwa zwei Dritteln aufgearbeitet, der Rest nachgebaut. Im Ensemble fallen die behutsamen Ergänzungen kaum auf – von weitem hingegen strahlt der Balkon seit Sommer 2019 wieder in hellen Sandstein-Farben und setzt sich somit reizvoll vom roten Ziegel des Rombergtrakts ab.

 

 

Das Markenzeichen des Schlosses, der markante Renaissance-Giebel des alten Herrenhauses, wurde im Winter 2019/20 grundlegend saniert. Der Zementwurfputz der 1960er Jahre wurde fachgerecht entfernt und zum Vorschein kam schönes Ziegelmauerwerk. Auch die Fenster im vorderen Bereich wurden restauriert oder nach historischem Vorbild nachgebaut, ebenso wurde die Eindeckung auf dem völlig intakten Eichenholz-Dachstuhl erneuert. Die so geschaffene „Musterachse“ gibt eindrucksvoll die Richtung für die Sanierung des übrigen Herrenhauses vor.

 

 

Als eine der ersten Aufgaben nach der Übernahme des Schlosses stand die vollständige Entrümpelung aller Innenräume an. Hier waren die Freiwilligen der Jugendbauhütte Westfalen eine unschätzbare Hilfe. Jugendliche, die hier ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege absolvieren, kommen auch künftig zweimal im Jahr zum Schloss Senden, um die Wiederinstandsetzung mit vollem Körpereinsatz zu unterstützen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Eingang zum Innenhof wird von zwei imposanten Löwen aus Sandstein markiert, die die Wappen des Erbauerpaares zeigen. Ein neues schmiedeeisernes Tor ersetzt den völlig durchrosteten Vorgänger aus dem 20. Jahrhundert und wirkt nun wehrhaft und einladend zugleich.

 

Der einstmals herrschaftliche Freisitz am Eingang zum Herrenhaus ist in seiner Substanz leider stark beschädigt. Bis zur endgültigen Sanierung sichert ein von der Jugendbauhütte Westfalen gezimmertes Holzgeländer den Treppenaufgang.

 

Auch der Schlosspark gehört zum denkmalgeschützten Ensemble dazu. Angelegt wurde er bereits im frühen 18. Jahrhundert als strenge Barockanlage, die später durch landschaftliche Elemente ergänzt und teilweise überformt wurde. Die Pflege des Parks ebenso wie die Pflanzung neuer Bäume folgt einem denkmalpflegerischen Konzept. Daher war klar, dass nach dem Absterben der alten Buche infolge zweier sehr trockener Sommer an der exakt selben Stelle eine neue gepflanzt wurde – so geschehen im Herbst 2019.

 

Die Nepomuk-Figur aus Sandstein stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und flankierte einst eine Brücke im Schlosspark. Da Wind und Wetter ihr über viele Jahrzehnte zugesetzt hatten, wurde sie im März 2020 fachmännisch restauriert und bildet nun wieder einen der Glanzpunkte des Parks.

 

Fotos: Verein Schloss Senden e.V., Jugendbauhütte Westfalen, LWL-Denkmalpflege, Mensen+Zora Architekten, George Brinckmann